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Biografie & Lebenserinnerungen

 
Der traurige Zwilling
Erinnerung an Geteiltes

Autor: Bodo Pipping

Taschenbuch, 192 Seiten
erschienen: September 2004
Books on Demand
ISBN: 3-8334-1672-6
Preis: 14,95 Euro
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Über dieses Buch:
Geschichten? Her damit, wenn sie spannend sind. Geschichte? Zu museal. Zu sehr in den Händen selbst ernannter Deuter. Dies verspricht Geschichte in Geschichten. Über etwas, das ebenso verdammt kurz wie lang her ist: über die deutsche Teilung. Erlebt. Durchlitten. Überwunden?

Mein Spitzname in der Schule in Berlin (West) war „der Ostgote“. Weil das Elternhaus in Berlin (Ost) war. Darin lag milder Spott. Nicht die Schärfe, die in „Ossi/Wessi“ liegen kann. Begriffe, die kamen, als wir befrachtete Geografie nicht mehr brauchten. In den Trümmern Berlins wurde ich zum Pendler über 17 U-Bahn-Stationen und zwei Welten. Dazu verhalf ein SED-Schulleiter, der Verrat beging aus pädagogischer Überzeugung. Später dann die Mauer, ein beispielloses Grenzsystem. Das Ich der Geschichten lässt einen zentnerschweren Koffer in Berlin zurück. Ein Freund aus Kindertagen meldet sich: ein Freigekaufter, der die Flucht am Bahnhof Friedrichstraße versuchte: Der traurige Zwilling. Reisen von Deutschland nach Deutschland sind mit hochnotpeinlichen Kontrollen und Visumzwang verbunden. Die kleine Tochter stellt auf einer dieser Reisen drei Fragen: „Papa! Warum ist hier alles so grau? Warum sind hier so viele Soldaten und Polizisten? Warum können mich meine Cousins nicht besuchen?“ Wie erklärt man das?

Das Miterleben der Wendezeit, der euphorisch begrüßten Einheit, der Ernüchterung nach dem Rausch – Blicke zurück auf ein Geschehen, mit dem der Autor als Mann der Fernseh-Nachrichten täglich zu ringen hatte. Am Ende steht die Begegnung mit dem neuen Berlin.

(© 2004 Bodo Pipping)


Zum Autor:

Bodo Pipping ist Journalist, ein Berliner, der heute bei Bonn lebt, Jahrgang 1938. Sein Leben lang war er Nachrichten-Redakteur, bei der „Welt“, bei Tagesschau/Tagesthemen, bei SAT 1, beim WDR, zuletzt bei Phoenix. Das hat ihn geschult, seine Subjektivität so weit eben möglich zurück zu drängen. Er ist der Erste, der zugibt, dass er als Person nicht wichtig ist, wenn er die Geschichten eines, seines Ichs erzählt. Aber doch hofft, sie runden sich zu einem Stück Zeitgeschehen.


Textauszug:


Ausschnitt aus dem titelgebenden Kapitel "Der traurige Zwilling“ - berichtet über seinen Fluchtversuch im Bahnhof Friedrichstraße

„Es war auch Sommer, als wir da waren. In den U-Bahnhof kommst du nicht, da ist alles vermauert, die Züge fahren ohne Halt von West nach West. Unter dem riesigen Kuppelbau gibt es die S-Bahn und die Fernzüge. Die S-Bahnen von Ost nach Ost sind sehr belebt. Nur ab und an gehen verstohlene Blicke über die Gleise in die Ecke, wo die Westler ankommen und wieder abfahren. Du erlebst Bilder von solcher Wucht ... aber ich hatte ja meine Kamera nicht dabei. Da sind die Posten mit den Maschinengewehren über den Schultern, die quer zu beiden Seiten des staubigen Glas-Gewölbes schreiten. Manchmal, wenn einen Augenblick lang der Lärm der Züge abebbt, kannst du ihre hallenden Schritte hören, auf diesen Eisen-Gitterrosten. Ab und an kämpft sich die Sonne durch die Schmutzschichten, die Posten werfen riesige Schatten. Der dramatische Höhepunkt aber ist bei den Fernzügen, wenn das einfährt, was die Leute immer noch den „Interzonenzug“ nennen. Er bringt Westler wieder zurück in ihre Heimatorte; auch DDR-Rentner dürfen fahren zu Verwandten, immer in der geheimen Hoffnung, dass die Alten, die nur kosten, nicht zurückkommen. An der Bahnsteigkante, etwa einen Meter vor dem Gleiskörper, ist eine weiße Linie aufgemalt. Wenn der Zug einfährt, brüllt es aus den Lautsprechern: „Zurücktreten! Bleiben Sie hinter der weißen Linie! Warten Sie auf die Aufforderung zum Einsteigen!“ Wenn der Zug eingefahren ist, kommen die Hundestaffeln. Abteil für Abteil wird durchsucht, ob sich einer unter den Sitzen oder sonst irgendwo verborgen hat.“

„Habt ihr es dort versucht?“

„Unsinn! Das ist schon vorsortiertes Gelände. Dahin kommst du nur nach Vorlage deiner Berechtigungs-Papiere. Nein, es musste im S-Bahn-Bereich sein. Wir waren schon einige Male aufgefallen, weil wir nicht, wie die Masse der Werktätigen, auf ein Ziel gerichtet schienen. Irgendwann fassten wir uns ein Herz. Meine Verlobte und ich, wir nahmen uns an den Händen, sprangen auf die Gleise, rannten in Richtung West-S-Bahn. Meiner Freundin hatte ich eingeschärft, wie sie die stromführenden Schienen vermeiden sollte. Wir kamen nicht weit. Es muss eine koordinierte Überwachung geben. Wir wurden so schnell und routiniert abgeführt, dass es kaum ein Westler bemerkt haben dürfte. Und die anderen, die gucken ohnehin weg.“

„Also wurdet ihr angeklagt wegen Republikflucht?“

„Zum Glück im Unglück nicht dem Wortlaut nach. Angewandt wurde der Universal-Paragraph 249: „Beeinträchtigung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit und asoziales Verhalten.“ Das ersparte uns Bautzen. Wir wurden beide zu drei Jahren verknackt, nach Hohenschönhausen. Meine Zucht bestand darin, bei der Herstellung von riesigen Traktorenreifen schuften zu müssen. Meine Freundin kam in die Glasindustrie, Fabrikation von Thermopane-Scheiben; die müssen vor der luftdichten Versiegelung staubfrei gemacht werden. In der Frauenabteilung wurde sie von einer bulligen Aufseherin zur nächtlichen Begleitung auserkoren. Sie hat es nicht ausgehalten. Bei der Glasindustrie fallen Scherben an. Nach einem Jahr hat sie sich die Pulsadern aufgeschnitten. Sie ist verblutet.“
Ich schwieg erschüttert. Nach einer Pause sprach Rudolf weiter:
„Jetzt weißt du ein wenig davon, warum der Zwilling so traurig ist ...".

(Text: © Bodo Pipping)

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